Kampf der Kleincomputer: Z 9001 gegen HC 900

Geschrieben am 07.03.2025 von

Die DDR besaß bekanntlich eine Planwirtschaft, 1984 startete aber die Konkurrenz zweier Acht-Bit-Rechner unterschiedlicher Herkunft. Das Kombinat Robotron brachte in Dresden den Z 9001 heraus, in Mühlhausen/Thüringen entstand in einem Betrieb des Kombinats Mikroelektronik der HC 900. In der Folgezeit wurden die Geräte als Kleincomputer geführt; sie trugen Namen mit dem Kürzel KC.

Wir erzählten es in unserem Blog: 1969 startete in Dresden das Kombinat Robotron, ein sozialistischer Computerkonzern. Er umfasste volkseigene Betriebe, abgekürzt VEB. Seit 1979 zählte zu ihnen der VEB Robotron-Meßtechnik, der auch in Dresden saß. Ein anderer Verbund war das 1978 gegründete Kombinat Mikroelektronik Erfurt. Zu ihm gehörte der VEB Mikroelektronik im thüringischen Mühlhausen nordwestlich von Erfurt.

Auf der Leipziger Messe im Frühjahr 1984 stellten die genannten VEBs zwei Mikrocomputer vor. Beide enthielten den Acht-Bit-Prozessor U880, eine illegale Kopie des Zilog Z80. Der Arbeitsspeicher nahm 16 Kilobyte auf; er ließ sich auf bis zu 64 Kilobyte erweitern. Der Rechner vom VEB Robotron-Meßtechnik, der Z 9001, ist oben im Eingangsbild zu sehen. Er wurde von einem Jugendforscherkollektiv entwickelt. Von September bis Dezember 1984 fertigten dann verschiedenen Fabriken Teile für hundert Rechner. Wer ein Exemplar im Handel ergatterte, zahlte 1.550 Mark.

 

Robotron KC 87 aus dem Jahr 1987

Der zweite in Leipzig gezeigte Rechner hieß HC 900; das Kürzel HC stand für Heimcomputer. Die Verantwortlichen im VEB Mikroelektronik waren Chefentwickler Werner Domschke und Teamleiter Werner Dennstedt. Sie trennten die Tastatur von der restlichen Elektronik und machten den HC 900 voll grafikfähig; die Pixel auf dem Fernseher für den Output ließen sich einzeln ansprechen. Beim Z 9001 adressierte man nur 8×8-Pixel-Blöcke. Beide Computer verwendeten als Massenspeicher einen Kassettenrekorder.

Der HC 900 war 1984 für die Wirtschaft, für Zwecke der Bildung und für staatliche Nutzer verfügbar, er kam aber erst 1986 unter anderem Namen in die Läden. Hier kostete er 1.700 Mark. Seine Existenz verstieß gegen alle Regeln der Planwirtschaft und begeisterte auch nicht die Manager von Robotron; der eigenmächtig entwickelte HC 900 leistete mehr als der offiziell geschaffene Z 9001. Man konnte den Rechner aber schlecht verschrotten. Die DDR-Planer vereinheitlichten die Bezeichnungen; die Heim- verwandelten sich in Kleincomputer mit den Buchstaben KC.

Der KC 85/3 aus Mühlhausen mit einem sowjetischen Junost-Fernseher

Der Robotron Z 9001 wurde so zum KC 85/1; er gelangte hauptsächlich an Schulen und Hochschulen. Ab 1985 erfuhr der Computer eine gründliche Überarbeitung, 1987 erschien das Modell KC 87. Es enthielt unter anderem die Sprache BASIC im Festwertspeicher; vorher musste man sie stets von der Kassette hochladen. Die Produktion des KC 87 endete im Frühjahr 1989; sein Nachfolger war der Bildungscomputer A5105, den wir ebenfalls im Blog kennenlernten. Insgesamt entstanden von der Z-9001-Familie rund 30.000 Geräte.

Der Konkurrent aus Thüringen HC 900 erhielt 1985 den Namen KC 85/2. Der KC 85/3 aus dem Jahr 1986 hatte ein größeres ROM, in das BASIC sowie Groß- und Kleinbuchstaben passten. Das Modell KC 85/4 von 1988 war in hellem Grau gehalten und brachte einen Arbeitsspeicher von 64 Kilobyte mit. Der Computer erzeugte auch farbige Grafiken, falls ein passender Fernseher zur Verfügung stand. Der Ladenpreis betrug 4.600 Mark. Zur Software gehörten die beiden Textverarbeitungssysteme TEXOR und Wordpro.

Ein Fund im alten Computermuseum von Hoyerswerda: ein KC-85/4-Turm mit einer „Komfort-Tastatur“.

Zum Schluss kehren wir noch einmal zu Robotron zurück. Der VEB Robotron-Elektronik in Riesa baute ab 1985 den Computer Z 1013. Es handelte sich um einen Einplatinenrechner mit Folientastatur; als Prozessor fungierte der U880. Der Z 1013 verlangte dem Nutzer einiges ab; so musste man den BASIC-Interpreter von Hand eingeben. Dafür war er für 690 Mark im Handel; eine verbesserte Version kostete 965 Mark. Robotron setzte angeblich 25.000 Stück ab. Aber DDR-Nerds hatten es nicht leicht.

Tags: , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Wir stellen diese Frage, um Menschen von Robotern zu unterscheiden.