Expo 2000 – die Welt kommt nach Hannover

Geschrieben am 03.06.2025 von

Am 1. Juni 2000 startete auf dem Gelände der Hannover-Messe und einem Areal daneben eine Weltausstellung. Es nahmen 155 Länder sowie Unternehmen und Organisationen teil, die Expo besuchten 18 Millionen Menschen. Die Informatik fand sich im Themenpark, eine Reise durch die Mediengeschichte bot die Firma Bertelsmann an. Die große Schau endete am 31. Oktober 2000.

„Ich wünsche Ihnen Neugier, Aufnahmebereitschaft, die Fähigkeit zum Sehen und zum Schauen und viele froh machende und Sinn gebende Erlebnisse in den nächsten fünf Monaten. Willkommen zur Weltausstellung!“ So eröffnete Bundespräsident Johannes Rau vor 25 Jahren, am 1. Juni 2000, die Expo in Hannover,  bitte zu Minute 1:59 gehen. Sie trug das Motto „Mensch, Natur und Technik – eine neue Welt entsteht“.

Ein Highlight der Weltausstellung war der Expo-Wal am Jugendpavillon (Foto Manfred Röben CC BY-SA 3.0 DE seitlich beschnitten)

Die Schau war die zweite in Deutschland, die das Weltausstellungsbüro in Paris absegnete. 1957 fand im Berliner Hansaviertel bereits die spezialisierte Expo Interbau statt. Im Jahr 2000 bauten 155 Länder Ausstellungsstände oder Pavillons auf; dazu kamen ein Dutzend Firmen und 27 internationale Organisationen. Außerdem gab es noch den Themenpark mit elf Unterkapiteln. Das alles verteilte sich über die Hallen und Plätze der Hannover-Messe und eine angrenzende Fläche südöstlich davon.

Dort stand auch der 130 Meter lange, 90 Meter breite und 15 Meter hohe deutsche Pavillon mit seinen gewölbten Glaswänden, der oben im Eingangsbild zu sehen ist (Foto Steffen Löwe CC BY 3.0 seitlich beschnitten). Ursprünglich sollte ein Entwurf des Stuttgarter Architekten Florian Nagler realisiert werden, doch die Expo-Leitung beauftragte am Ende seinen Kollegen Josef Wund aus Friedrichshafen. Er war Spezialist für Bäder und Thermen, was man dem Haus ansah. Immerhin wurde bei den riesigen Gipsköpfen, die deutsche Persönlichkeiten aus Geschichte und Gegenwart rühmten, der von Computervater Konrad Zuse aufgestellt.

Planet m, aufgenommen 2023 (Foto Flocci Nivis CC BY 4.0 seitlich beschnitten)

Schräg gegenüber dem nationalen Pavillon erhob sich der Planet m der Firma Bertelsmann. Sein Ellipsoid erinnerte an die IBM-Kugel der New Yorker Weltausstellung von 1964; wie damals hob ein Lift die Besucher ins Innere. Sie sahen eine medienhistorische Bilderschau; im Kino des Planeten folgte ein Film zum verantwortlichen Umgang mit Medien. Im dritten Teil durchwanderten sie die „Media Gallery“; ihre Fotos, Videos und Objekte steckten hinter Scheiben aus intelligentem Glas, das Lichtstrahlen durchlässt oder blockiert. Das HNF verwendet die Technik bei der Welt im Netz.

Zu den populärsten Pavillons gehörte der aus den Niederlanden. Die aufeinander getürmten Etagen erzählten von den Bemühungen, dem Meer bewohnbare Flächen abzuringen. Mathematisch wirkte der dänische Beitrag. Neben dem Hauptgebäude ruhten ein Kubus, eine Halbkugel und eine Pyramide. Die Russen brachten Modelle zur Raumfahrt und zur Polarforschung, die den SPIEGEL an ein Technikmuseum der 1980er-Jahre erinnerten. Die Besucher konnten das Ankoppeln einer Raumkapsel am Simulator üben.

Der Expo-Pavillon der Niederlande (Foto JuergenG CC BY-SA 3.0)

Die IT-lastigste Präsentation der Expo dürfte das LAB.01 der DaimlerChrysler AG gewesen sein. Das Laboratorium richtete sich an die computerspielende Jugend und lag in Halle 2 des Messegeländes. Überlebt hat dazu ein Video. In der Vorbereitungsphase der Expo tauchte auch der Name Nixdorf auf; die Siemens Nixdorf Informationssysteme AG war „Weltpartner“ der Ausstellung. Aber 1998 wurde SNI aufgelöst und in die Siemens AG integriert. Sie hatte einen Stand in Halle 9.

Den Kern der Expo 2000 bildete der vom Museologen Martin Roth geleitete Themenpark. Seine elf Bereiche füllten fünf Messehallen. Halle 9 enthielt den Planet of Visions des belgischen Comic-Künstlers François Schuiten. In der grandiosen, von IBM gesponserten Szenerie verkörperte ein großer Roboter die Utopie der Maschine. Rund und vernetzt waren die 72 Automaten, die durch Halle 4 rollten. Sie stammten von der Berliner Künstlergruppe BBM und symbolisierten das Wissen. Zu ihnen gibt es ebenfalls ein Video.

Wir sind die Roboter! In der Wissenshalle des Themenparks demonstrierte ein Schwarm intelligentes Verhalten und Interaktionen mit Menschen.

Die Weltausstellung endete am 31. Oktober 2000; die Drehkreuze an den Eingängen zählten gut 18 Millionen Besucher. Die Pavillons blieben, wo sie waren, oder sie wurden verlegt, die Wikipedia hat eine Übersicht. Auf dem Messegelände stehen noch das Expo-Dach und der Telekom-Würfel, das Südost-Areal beherbergt Neubauten, umgewidmete Expo-Gebäude und lost places in Stadien des Verfalls. Der Planet m gehört heute einer Fachhochschule, in den Deutschen Pavillon sollen irgendwann Kunstausstellungen einziehen.

Das war die offizielle Expo-Bilanz, hier und hier geht es zu längeren SPIEGEL-Berichten, der Tageszeitung HNA verdanken wir eine Fotostrecke. Kritisch äußerte sich die Computerwoche. Wer sich im Internet Archive anmeldet, findet ein Buch zu den Visionen des Themenparks; auf dem Monitor ist es leider schwer lesbar. Zum Schluss erinnern wir an die Gegen-Expo Sieben Hügel, die vom 14. Mai bis zum 31. Oktober 2000 im Berliner Martin-Gropius-Bau stattfand. Sie veranlasste den SPIEGEL zum Ausruf Vergesst Hannover!.

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