550 Jahre Copernicus

Geschrieben am 17.02.2023 von

Nicolaus Copernicus lehrte das Weltbild mit der Sonne im Mittelpunkt; damit begann die neuzeitliche Wissenschaft. Geboren wurde er als Niklas Koppernigk am 19. Februar 1473 in Thorn an der Weichsel. Von 1510 bis zu seinem Tod im Jahr 1543 war er Domherr im ostpreußischen Frauenburg. Neben seiner astronomischen Forschung befasste sich Copernicus auch mit Geldtheorie.

Fünf große Persönlichkeiten schufen die Grundlagen der neuzeitlichen Wissenschaft: Nicolaus Copernicus, Galileo Galilei, Johannes Kepler, Gottfried Wilhelm Leibniz und Isaac Newton. Kepler und vor allem Leibniz haben wir schon im Blog behandelt, jetzt kommt Copernicus dran. Der Anlass ist sein 550. Geburtstag.

Nicolaus Copernicus kam am 19. Februar 1473 in Toruń zur Welt; die Stadt liegt im Norden Polens. Damals hieß sie Thorn und unser Geburtstagskind Niklas Koppernigk. Sein Vater trug den gleichen Namen und war Kaufmann. Das Haus der Familie existiert noch und dient als Museum. 1483 wurde Niklas zum Vollwaisen; sein Onkel Lukas Watzenrode nahm sich des Jungen an, der  Schulen in Thorn und im nahen Kulm besuchte. Sein Onkel amtierte ab 1489 als Fürstbischof im weiter östlich gelegenen Ermland; die Region gehörte wie die Stadt Thorn zum Königreich Polen, sie war aber so gut wie autonom.

Von 1491 bis 1503 studierte Nicolaus Copernicus – so schrieb er sich im Alter – mit einigen Unterbrechungen in Krakau und in Italien, wo er Jura, Astronomie und Medizin lernte. Den Doktorgrad erwarb er im Fach kanonisches Recht. Danach half er seinem Onkel bei der Verwaltung, von 1510 an war er als Domherr in Frauenburg tätig, dem heutigen Frombork. Von 1516 bis 1521 arbeitete er in Allenstein und erlebte den Krieg gegen den Deutschen Orden mit. Ende 1542 erlitt Nicolaus Copernicus einen Schlaganfall; er starb am 24. Mai 1543. Angeblich erhielt er auf dem Totenbett sein gerade fertig gewordenes Buch.

Eine Seite aus dem Manuskript von „De revolutionibus“, das sich in der Universitätsbibliothek Krakau befindet.

De revolutionibus orbium coelestium besagte, dass die Planeten und die Erde um die fest stehende Sonne kreisen würden. Der deutsche Titel lautete Über die Kreisbewegungen der Weltkörper. Das in Nürnberg gedruckte Buch begründete das moderne heliozentrische Weltbild. Seine Hauptidee finden wir schon im alten Griechenland, doch es galt allgemein die geozentrische Theorie mit der Erde im Zentrum. Copernicus‘ Ansicht setzte sich erst im Laufe des  17. Jahrhunderts durch; am Fernrohr bewiesen wurde sie 1838 durch den in Königsberg tätigen Astronomen Friedrich Wilhelm Bessel.

Vor seinem Opus magnum legte Copernicus seine Gedanken im Commentariolus nieder, der nur handschriftlich verbreitet wurde. Das ist eine Übersetzung des „kleinen Kommentars“. Der österreichische Mathematiker Georg Joachim Rheticus besuchte den Gelehrten in Frauenburg und erstellte 1540 eine Kurzfassung seiner Theorie. Hier geht es zu einer englischen Fassung der „Narratio prima“. 1542 gab Rheticus noch einen Auszug aus dem Hauptwerk von Copernicus heraus, der die Trigonometrie behandelte.

Neben der Verwaltungsarbeit und der Astronomie war Copernicus als Arzt tätig; zudem befasste er sich mit der Theorie des Geldes. Von 1517 bis 1526 entstanden drei Versionen eines Aufsatzes zum Münzwesen. Die lateinischen Texte wurden ins Englische übersetzt, einen schrieb er auch auf Deutsch. Copernicus erkannte schon, dass schlechtes Geld das bessere verdrängt, seine Vorschläge für eine Münzreform wurden aber nie umgesetzt. 1978 erschien in der DDR eine kommentierte Ausgabe seiner geldwissenschaftlichen Arbeiten. In kapitalistischen Ländern spricht man von seiner Quantitätstheorie des Geldes.

Copernicus in einem Holzschnitt von 1587, der wahrscheinlich auf einem Selbstportrait basiert. Das Maiglöckchen weist auf seine ärztliche Tätigkeit hin.

1973 feierten Ost und West den 500. Geburtstag von Copernicus. In New York zeigte die IBM eine Ausstellung; das ist das Video dazu. Im gleichen Jahr kam der Film Kopernik in die Kinos von Polen und der DDR; das polnische Original kann man auf YouTube sehen. 2019 wurde die in München erarbeitete Copernicus-Gesamtausgabe fertig. Wer sich im Internet Archive anmeldet, findet die Biographien von Dava Sobel von 2011 und John Freely von 2014 sowie die ältere Vita von Hermann Kesten. Frei zugänglich ist das Buch von Leopold Prowe aus dem 19. Jahrhundert; dieser Link führt zum ersten und dieser zum zweiten Teil.

Natürlich hat Copernicus heute eine Homepage. Das letzte Mal Schlagzeilen machte er in den 2000er-Jahren, als man unter einem Altar des Frauenburger Doms seine Gebeine fand. 2010 wurde der Forscher ein zweites Mal beigesetzt. Es sei noch erwähnt, dass fast genau hundert Jahre nach ihm, am 10. Januar 1573, ein anderer Himmelskundler geboren wurde. Simon Marius stammte aus dem fränkischen Gunzenhausen; in seinem Fernrohr erblickte er im Januar 1610 einen Tag nach Galileo Galilei die vier großen Jupitermonde. Er war aber kein Kopernikaner, sondern bevorzugte die geozentrische Theorie von Tycho Brahe.

Unser Eingangsbild zeigt Nicolaus Copernicus, wie ihn vor 150 Jahren der polnische Nationalmaler Jan Matejko sah. Dieser Link führt zu Veranstaltungen in 2023.

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