Direkt von Dell

Geschrieben am 14.05.2024 von

Die Firma hat nicht den Mythos von Apple und auch nicht die Tradition von IBM, sie ist aber einer der größten Computerbauer der Welt: Dell Technologies. Der 19 Jahre alte Student Michael Dell gründete sie am 3. Mai 1984 in der texanischen Stadt Austin. Der direkte Verkauf von IBM-kompatiblen Mikrocomputern brachte das Unternehmen auf Erfolgskurs.  

„Zu den großen Gewinnern im Windschatten der etablierten Computerfirmen gehört auch der Texaner Michael Dell. Seine Firma kann mit ungewöhnlich niedrigen Kosten kalkulieren, da sie ihre Personalcomputer fast ausschließlich per Direktvertrieb am Telefon verkauft. In diesem Jahr dürfte der Umsatz der erst 1984 gegründeten Firma auf fast zwei Milliarden Dollar steigen. Auch beim Gewinn erwartet Gründer Michael Dell einen Rekord.“ Das stand am 21. September 1992 im SPIEGEL.

Damals war der Mann aus Texas 27. Geboren wurde Michael Dell am 23. Februar 1965 in Houston. Der Vater verdiente sein Geld als Zahnarzt und die Mutter an der Börse. Die Gespräche am Esstisch drehten sich meist um die Wirtschaft. Das brachte den zwölfjährigen Michael auf eine Idee. Er tippte eine Auktionsliste für Briefmarken seiner eigenen Sammlung und seiner Freunde, inserierte in einem Fachblatt und sandte die Liste an Interessenten. Die Auktion war ein Erfolg, und Michael heimste zweitausend Dollar Provision ein.

Michael Dell

Mit sechzehn vermittelte er einer lokalen Tageszeitung Abo-Verträge; dabei entdeckte er, dass Jungverheiratete und frisch Zugezogene gerne solche Verträge abschlossen. Dell fand Mittel und Wege, um an ihre Adressen heranzukommen, und sammelte viele Abos ein. Am Jahresende beliefen sich seine Erträge auf 18.000 Dollar. Schon an seinem 15. Geburtstag kaufte er einen Apple II und nahm ihn auseinander. Bald betrieb er einen schwunghaften Handel mit Computern, die er mit zusätzlichen Chips und Steckkarten ausstattete.

1983 begann Dell das Medizinstudium in der texanischen Hauptstadt Austin; seine Zeit verbrachte er aber mit dem Verbessern und Verkaufen von Hardware. Am 2. Januar 1984 ließ er eine Firma PC’s Limited im Handelsregister eintragen. Am 3. Mai gründete er die Dell Computer Corporation, deren Produkte den Namen „Dell“ trugen. Er brach nun das Studium ab und konzentrierte sich auf sein Unternehmen. Eine Anzeige vom September 1984 trug die Überschrift: „Unser Geschäft ist es, dem IBM PC einen vernünftigen Preis zu geben.“

Laptop Dell Latitude C 400 aus dem Jahr 2001

Erreichen konnte man die Firma über die Telefonnummer 1-800-IBM-5150 – 5150 war die Modellnummer des IBM PC. Dell verkaufte Computer und Computerzubehör nach telefonischer Bestellung; da der Zwischenhandel wegfiel, kosteten die Artikel weniger als im normalen Vertrieb. Das Angebot umfasste bekannte Marken und darauf basierende Produkte. Im Jahr 1985 erschien die erste Eigenentwicklung. Der Turbo PC besaß einen Intel-8088-Prozessor, einen Arbeitsspeicher von 640 Kilobyte und ein Diskettenlaufwerk. Das alles gab es für 795 Dollar.

Der Turbo PC war voll kompatibel zum Namensvetter von IBM, aber eben billiger. Das galt auch für das AT-Modell, das Dell im Folgejahr anbot. Es enthielt einen Intel-80286-Chip, der Arbeitsspeicher fasste ein Megabyte, der Preis lag bei 1.495 Dollar. Im April 1986 stellte die Firma einen 80286-Computer mit einer Taktrate von zwölf Megahertz und einem Preis von 1.995 Dollar vor. Die entsprechende IBM-Maschine war halb so schnell und doppelt so teuer. Ende 1986 verzeichnete Dell einen Jahresumsatz von sechzig Millionen Dollar.

Der Dell OptiPlex 755 kam um 2007 heraus; dieses Exemplar benutzte der Astrophysiker Stephen Hawking. (Foto Science Museum Group CC BY-NC-SA 4.0 seitlich beschnitten)

Von nun an ging’s bergauf. Dell war nicht so technologie-orientiert wie Apple oder IBM, doch brachte das Unternehmen 1994 den ersten Laptop mit einem Lithium-Ionen-Akkumulator auf den Markt. Im gleichen Jahr startete die Firma eine Homepage im World Wide Web. Zwar machte Dell einige Krisen durch, erlebte aber keine dramatischen Rückschläge. 2003 nahm die Firma den Namen Dell Incorporated an, 2016 schluckte sie den Speicher-Hersteller EMC. Seitdem ist Dell eine Tochter der neu gegründeten Dell Technologies Inc..

Heute verkauft Dell keine PC-Klone am Telefon mehr, sondern eine Palette von Produkten über viele Vertriebswege. Die Zentrale befindet sich noch immer in Texas, und der Direktor heißt weiterhin Michael Dell. Der Umsatz für das Jahr 2023 betrug 88,4 Milliarden Dollar, der Gewinn 5,2 Milliarden. In aller Welt arbeiten 133.000 Menschen für Dell, die deutschen Standorte sind Frankfurt am Main, Halle an der Saale und Ismaning an der Isar. Unser Eingangsbild zeigt aber den ersten richtigen Dell-Computer, den Turbo PC mit dem Label PC’s Limited (Foto National Museum of American History, Smithsonian Institution).

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Ein Kommentar auf “Direkt von Dell”

  1. Der langjährige Vertriebsvorstand und nach dem Tode von Heinz Nixdorf auch Vorstandsvorsitzende der Nixdorf Computer AG, Klaus Luft, war über ein Jahrzehnt im Aufsichtsrat von DELL. Ich vermute, der Kontakt ging darauf zurück, dass Luft sich nach seinem Ausstieg bei Nixdorf bei jungen mittelständischen amerikanischen IT-Unternehmern als „Pfadfinder“ für den in den USA weitgehend unbekannten europäischen Markt anbot.

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