Sharp PC-5000 – Laptop mit Magnetblasen
Geschrieben am 07.11.2023 von HNF
In den frühen 1980er-Jahren gab es wohl nur einen japanischen Hersteller, der mit Erfolg in Europa Mikrocomputer verkaufte, die Firma Sharp in Osaka. Am 11. November 1983 brachte sie den PC-5000 heraus; er war einer der ersten Laptops. In ihm steckte eine technische Innovation, die selten den Weg in die Praxis fand, nämlich ein Magnetblasenspeicher.
Der erste Laptop war er nicht, denn anderthalb Jahre zuvor gab es den GRiD Compass aus Kalifornien mit einem hochklappbaren Monitor. Er kostete aber mehr als 8.000 Dollar. Den in Japan gebauten Sharp PC-5000, der am 11. November 1983 in den Handel kam, erhielt man schon für 1.995 Dollar. Deutsche Käufer zahlten im April 1984 etwa 6.500 DM.
Das Hauptmerkmal des PC-5000 war der Flüssigkristall-Bildschirm, der zugleich die Tasten abdeckte. Er erstreckte sich in die Breite und umfasste 640 x 80 Pixel oder acht Zeilen mit 80 Zeichen. Das hört sich bescheiden an, entsprach aber dem Stand der Laptop-Technik. Der australische Dulmont Magnum und der amerikanische Gavilan SC – sie erschienen wenige Monate vor dem PC-5000 – zeigten ebenfalls acht Zeilen an. Der japanische Epson HX-20 von 1981 hatte ein kleines Vier-Zeilen-Fenster oberhalb der Tastatur.
Im Inneren des PC-5000 saß ein Mikroprozessor Intel 8088, das Betriebssystem hieß MS-DOS 2.0. Der Arbeitsspeicher nahm 128 Kilobyte auf und ließ sich durch einschiebbare Module erweitern. Andere Module enthielten die Sprache BASIC und Büroprogramme. Unterhalb des Displays konnte ein Thermodrucker eingesetzt werden; anschließbar war ein Diskettenlaufwerk. Der Computer wog 4,4 Kilo, mit Drucker knapp sechs. Mehr steht in einer Sharp-Broschüre vom Herbst 1984; damals kostete der PC-5000 nur noch 1.695 Dollar.
Eine Besonderheit bildeten die Magnetblasenspeicher; die Technik kam im Arbeitsspeicher wie in den Erweiterungsmodulen zum Einsatz. Erfunden wurde sie vom Ingenieur Andrew Bobeck (1926-2017) in den amerikanischen Bell-Laboratorien. Hier sehen wir ihn 1979, bitte zu Minute 1:30 des Films gehen. Bobecks Speicher besteht aus winzigen flachen Magneten, die auf eine Kristallscheibe aufgedruckt werden. Über sie bewegen sich die oben erwähnten Blasen – „Zonen“ wäre vielleicht ein besseres Wort. Ähnlich wie mit einem Schieberegister ist nun die Speicherung von Daten möglich.
Detailliert geht dieser Artikel auf die Technik ein. Wer sich im Internet Archive anmeldet, kann ein Lehrbuch von 1978 studieren. In den 1970er- und 1980er-Jahren sagten Experten den Magnetblasen jedenfalls eine große Zukunft voraus; neben den Bell-Labs und ihrer Muttergesellschaft AT&T engagierten sich Texas Instruments, Intel und die Videospielfirma Konami. Das ist ein TI-Prospekt von 1978. Auch Siemens machte mit und schloss 1979 einen Kooperationsvertrag mit der Rockwell International Corporation in Pittsburgh.
Die Firma FINDEX, ansässig in Los Angeles, bot im selben Jahr einen Mikrocomputer mit Magnetblasenspeicher an. 1983 gab es einen solchen für die Color Computer von Tandy. 1984 beschrieb das Magazin BYTE ein Speichermodul für den S-100-Bus – Retro-Freunde kennen ihn von Altair- und von IMSAI-Rechnern. Dann wurden die Festplatten immer besser, und die Blasentechnik verschwand aus Laboren und Fertigungsstätten. Sie hat natürlich noch immer ihre Fans, wie diese Internetseite beweist.
Die Produktion des Sharp PC-5000 endete 1986. Vorher wurde er zum Computer des Jahres 1984 im Bereich Handhelds gewählt. Im Orwell-Jahr stellte der Minicomputerbauer Data General – wir behandelten ihn im Blog – den Data General/One vor; er war der vielleicht erste Laptop mit einem großem Bildschirm. Leider konnte man darauf kaum etwas erkennen. Den Durchbruch für die Aufklapp-Computer brachte erst 1985 der Toshiba T1100. 1985 führte Sharp auch den PC-7000 ein, den Nachfolger des PC-5000.
Unser Eingangsbild oben zeigt den Sharp PC-5000 aus dem Depot des Nationalmuseums für amerikanische Geschichte in Washington (Foto Smithsonian Institution).