Alan Kay – der Visionär

Geschrieben am 15.05.2020 von

Am Sonntag feiert Alan Kay den achtzigsten Geburtstag. Er wurde im US-Bundesstaat Massachusetts geboren und wuchs in New York auf. In den 1960er-Jahren erfand er einen Personal Computer sowie das tragbare Dynabook. In den Siebzigern arbeitete er im legendären Forschungszentrum PARC. Kay zählt zu den kreativsten Köpfen der Informatik und ist auch ein exzellenter Musiker.

„Alan Kay ist einer der ganz wenigen Menschen, die fürs Träumen bezahlt werden.“ So begann im Juni 1984 ein Artikel des amerikanischen Technikmagazins InfoWorld. Er portraitierte den Forscher, der gerade eine neue Stelle in der Computerfirma Apple angetreten hatte. Alan Kay war zu jener Zeit 44 Jahre alt. Geboren wurde am 17. Mai 1940 in Springfield im Bundesstaat Massachusetts. Am Sonntag wird er demnach achtzig.

Modell eines Tablet: Alan Kays Dynabook (Foto Computer History Museum)

Alan Kays Vater stellte Prothesen her, seine Mutter war Musikerin. Die ersten Lebensjahre verbrachte Alan in Australien, der Heimat seines Vaters, später zog die Familie nach New York. Dort besuchte er die High School und danach ein College in West Virginia. Lesen konnte er schon mit drei Jahren; bis zum Start der Grundschule verschlang er 150 Bücher. Kay war ein kritischer Denker und erlebte die Folgen; sein erstes Gymnasium sowie das erwähnte College warfen ihn hinaus. 1961 trat er in die US Air Force ein.

Hier war er vor allem als Programmierer tätig, zuerst am Transistorcomputer IBM 1401 und dann an anderen Mainframes. Von 1963 bis 1966 studierte er Mathematik und Anthropologie in der Universität von Colorado. Anschließend ging  Alan Kay an die Universität von Utah. An der Hochschule lehrte ab 1968 der nur zwei Jahre ältere Ivan Sutherland, ein Pionier der Computergrafik und der Virtuellen Realität. Als Doktorarbeit entwarf Kay 1969 die Software eines Kleincomputers namens FLEX.  Die Dissertation zeigt uns eine lauffähige Realisierung mit Hilfe eines IBM-1130-Rechners.

Alan Kay um 1980

1968 erfand Alan Kay einen tragbaren Computer mit flachem Bildschirm. Das Dynabook sollte junge Leute ansprechen; die Inspiration dazu erhielt Kay vom südafrikanischen Informatiker Seymour Papert. Kay hatte ihn 1968 im Massachusetts Institute of Technology getroffen, wo er Roboter für Kinder baute. Das Dynabook ist die bekannteste Schöpfung Alan Kays; er hat es 1972 in einem Vortrag mit Zeichnungen erläutert. Gebaut wurde es nie, doch kamen später die Tablets und der wahre Kindercomputer, das Smartphone.

Nach der Promotion arbeitete Kay im KI-Labor der Stanford-Universität. Ab 1971 wirkte er ein Jahrzehnt im kalifornischen Forschungszentrum PARC der Firma Xerox. Er befasste sich unter anderem mit objektorientierter Programmierung und der Sprache Smalltalk. Sie verzichtete auf die gewohnten Befehlsfolgen und führte stattdessen Objekte auf, die sich Anweisungen geben. Kays zweites Arbeitsfeld waren grafische Benutzeroberflächen, so wie wir sie heute kennen. Dazu nutzte er die Kenntnisse, die er bei Ivan Sutherland erworben hatte.

Wozu Klavier spielen, wenn man eine Orgel im Haus hat.

Einen guten Eindruck von der Welt des PARC vermittelt ein Artikel, den Kay 1977 für die Scientific American schrieb. 1981 wechselte er aber zur Firma Atari und übernahm den Posten des Chefwissenschaftlers. Von 1984 arbeitete er für Apple und ab 1997 für die Walt-Disney-Studios. 2001 machte er sich selbstständig. Sein Viewpoint Research Institute betrieb bis 2018 unterschiedliche Software-Projekte. Oft knüpfte Alan Kay an seine Erfahrungen aus dem PARC an. Von 2002 bis 2005 war er außerdem für Hewlett Packard tätig.

In der Informatik gewann er alle Auszeichnungen, die man im Fach gewinnen kann. 2004 erhielt er den Turing-Preis. In seiner Freizeit ist Kay ein exzellenter Musiker. In jungen Jahren spielte er Jazzgitarre, später Keyboard und Flügel und schließlich die Orgel. Er zählt nicht nur zu den Visionären, sondern auch zu den Philosophen der Computerwelt. Der bekannte Spruch „Die beste Möglichkeit, die Zukunft vorherzusagen, ist, sie zu erfinden“ geht allerdings auf den ungarischen Physiker und Nobelpreisträger Dennis Gabor zurück.

Die skeptische Generation: 2002 in Hamburg mit dem Informatiker Horst Oberquelle.

Seit Juli 2012 schmückt der Satz im englischen Original das Gebäude O der Paderborner Uni. Alan Kay kam und hielt die Festrede zur offiziellen Eröffnung. Damals entstand auch unser Eingangsbild (Foto Universität Paderborn, Mark Heinemann). Leider reichte die knappe Zeit nicht zu einem Besuch des HNF, doch gab der Geehrte noch ein Interview vor dem Gebäude mit seinem Zitat. Wer noch etwas mehr von Alan Kay lesen möchte, findet es auf der umfangreichen Seite von Matthias Müller-Prove.

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