Das war der Commodore 64

Geschrieben am 04.08.2022 von

Er bleibt ein Phänomen: der Commodore 64. Anfang 1982 wurde er in Las Vegas vorgestellt; im August kam er in die amerikanischen Läden. Bei uns war der C64 erst 1983 erhältlich. Bis zu ihrem Bankrott im Jahr 1994 verkaufte die Firma Commodore fast dreizehn Millionen Stück. Damit ist der Acht-Bit-Rechner der populärste Computer aller Zeiten.

Wir schilderten sein Ende, einen Warentest von 1984 und den Vorläufer VIC-20. Heute geht es um den Rechner selbst, den legendären Mikrocomputer Commodore 64. Im Januar 1982 zeigte ihn der Hersteller auf der Elektronikmesse von Las Vegas, vor vierzig Jahren, im August 1982, wurde er an Läden und Kaufhäuser in den Vereinigten Staaten geliefert.

Seine Geschichte begann 1981 in der Chip-Abteilung der Firma Commodore, die in Norristown nahe Philadelphia saß. Bis 1976 war die Abteilung ein eigenes Unternehmen und hieß MOS Technology, sein Prozessor 6502 schrieb Computergeschichte. Innerhalb von Commodore hatten die ehemaligen MOS-Ingenieure gewisse Freiheiten. Ab Januar 1981 arbeiteten einige an neuen Bauelementen, dem Grafikchip VIC-II und dem Soundprozessor SID. Der Leiter des Teams, Albert Charpentier, dachte an einen Einsatz in Spielkonsolen.

Als im November 1981 die Chips vorlagen, gab Commodore-Chef Jack Tramiel eine andere Nutzung vor: In einem Acht-Bit-Heimcomputer sollten sie arbeiten. Der wurde dann in Windeseile konstruiert, als Mikroprozessor diente der MOS 6510, eine Abwandlung des 6502. Bei der Grundplatine und dem Gehäuse orientierte man sich am Modell VIC-20, das im Mai 1981 herauskam – bei uns hieß es VC-20 . Während der „VolksComputer“ nur über einen Arbeitsspeicher von fünf Kilobyte verfügte, erhielt der Neuling 64 Kilobyte, mehr als ein Apple II. Das führte zum Namen Commodore 64 oder C64.

Seine Premiere erlebte der Computer auf der Consumer Electronics Show, die vom 7. bis 10. Januar 1982 in Las Vegas stattfand. Die Experten staunten vor allem über den angekündigten Preis von 595 Dollar. Auch ein deutscher Videoreporter besuchte damals die Messe und sogar den Stand von Commodore – bitte zu Minute 27:30 gehen. Den C64 ließ er sich leider entgehen. Wir entdeckten aber einen Artikel der Zeitschrift InfoWorld vom 1. Februar 1982, der den Rechner als eine der Überraschungen der Elektronikschau rühmte.

Ein Commodore 64 mit Literatur und Peripheriegeräten

Auf den amerikanischen Markt kam der C64 im August. Commodore verkaufte ihn nicht nur im Fachhandel, sondern ebenso in Kaufhäusern, Spielzeuggeschäften und akademischen Buchhandlungen. Zunächst war er noch kein Bestseller; neben Mitbewerbern wie Apple II, Atari 400 und Atari 800 gab es in Gestalt des VIC-20 auch einen aus dem eigenen Haus. Jack Tramiel wusste aber, was zu tun war. Die Produktionskosten eines Commodore 64 betrugen nur 135 Dollar, folglich sank der Verkaufspreis 1983 von 595 auf 399 Dollar und darunter.

Für so wenig Geld bot der Computer eine ganze Menge. Er enthielt die oben erwähnten Prozessoren für Grafik und für Sound, sodass man richtig Musik machen konnte. Auf dem Monitor oder einem normalen Fernseher erschienen sechzehn Farben in 320 x 200 Pixeln sowie bis zu acht Pixelblöcke, sogenannte Sprites; alternativ wurden 25 Zeilen mit vierzig Zeichen angezeigt. Für größere Datenmengen standen die Datassette (oder Datasette mit einem „s“) und ein Diskettenlaufwerk zur Verfügung. Letzteres war allerdings langsam.

Die Bundesbürger erhielten den Rechner im Januar 1983 für 1.495 DM. Als das Magazin Hobby Computer im November über ihn und zwei Konkurrenten schrieb, kostete er nur noch 675 DM. Einen Monat später meldete der SPIEGEL in einem Artikel zur Computerweihnacht Preise zwischen 600 und 700 Mark. Zu diesem Zeitpunkt war der C64 der meistverkaufte Heimcomputer der Welt und in Deutschland. Hier wurde er auch montiert, wie im Video zu sehen. 1984 verließen 4.000 Stück pro Tag das Commodore-Werk in Braunschweig.

Der C64 gilt als der Computer, der die westdeutsche Jugend ins Digitalzeitalter führte – die taz sprach 2002 von der „Generation C64“. Wegen seiner Vielseitigkeit und der Fülle der Software ersetzte er oft ein Informatikstudium. Das Ende kam 1994, die Erinnerung bleibt. Hier ist ein Rückblick; die englische und die deutsche Wikipedia wissen viel zu ihm. Bei der Produktionszahl folgen wir der Schätzung von 12,7 Millionen. In Deutschland verkaufte Commodore bis 1986 eine Million Stück. In jenem Jahr entstand auch ein Bericht mit dem C64C im Nicht-Brotkasten-Design, er erscheint bei Minute 7:30.

Drei Commodore-Generationen: oben ist der Ur-C64, darunter der C64C und ganz unten der C64G von 1987. (Foto Hedning CC BY-SA 3.0)

Tags: , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Wir stellen diese Frage, um Menschen von Robotern zu unterscheiden.