Drei in einer Reihe

Geschrieben am 31.05.2022 von

Im Januar wurde bekannt, dass Microsoft für 69 Milliarden Dollar die Spielefirma Activision Blizzard übernimmt. Sie bietet unter anderem Candy Crush an; dabei bildet man Gruppen von Süßigkeiten, die danach verschwinden. Solche Spiele gibt es auch mit Früchten oder Edelsteinen. Sie entwickelten sich seit den 1980er-Jahren aus dem russischen Tetris und dem amerikanischen Spiel Columns.

Im Markt der digitalen Medien gibt es die Casual Games, die Gelegenheitsspiele. Man begreift sie sofort, ist gleich im Geschehen und kann sie schnell wieder verlassen. Das erste Casual Game könnte 1980 Pac-Man gewesen sein; andere Quellen nennen das zehn Jahre später erschienene Solitaire. Ab 2005 eroberten solche Spiele die iPods und Smartphones, darunter ein süchtig machendes Programm mit Bonbons, Früchten oder Edelsteinen. Einer seiner vielen Namen ist Candy Crush.

Die Ursprünge lagen in den 1980er-Jahren. 1984 schrieb der russische Informatiker Alexei Paschitnow – er wanderte 1991 nach Amerika aus – das Spiel Tetris. Dabei füllte sich der Monitor mit fallenden Bausteinen; der Spieler musste sie durch Drehen und Verschieben ordentlich aufschichten. Sie bestanden aus kleinen Quadraten. Ergab sich eine komplette Quadratzeile, dann verschwand sie, und die Bausteine darüber rutschten nach. Ab 1989 lief Tetris höchst erfolgreich auf dem Game Boy der Firma Nintendo. Es gilt als Klassiker; hier kann man das Spiel ausprobieren.

Screenshot des Spiels Bejeweled (Fotograf unbekannt, Wikipedia Fair Use)

Bald übernahmen andere Programme das Grundprinzip. 1989 schuf der Amerikaner Jay Geertsen das Spiel Columns. An die Stelle der Tetris-Blöcke traten Säulen aus drei bunten Feldern. Während der Abwärtsbewegung konnte man jede Säule seitlich verschieben oder ihre Teile vertauschen. Im unteren Teil des Bildes stapelten sich die Felder; wenn drei oder mehr mit gleicher Farbe eine Reihe bildeten, wurde diese gelöscht. Der Rest rutschte wieder nach. Geertsen arbeitete für die Firma Hewlett-Packard, die sein Spiel an das japanische Unternehmen Sega verkaufte.

Den nächsten Schritt vollzog 1994 wiederum ein russischer Programmierer. Schariki, zu Deutsch Bälle oder Kugeln, startete mit einer Matrix von Farbkreisen. Als neuer Spielzug kam der Tausch von benachbarten Elementen hinzu, wie im Video angedeutet. Das Ziel waren vertikale oder horizontale Dreiergruppen einer einzigen Farbe, die sich in bekannter Weise auflösten. Die Evolution der Match-Three-Spiele – „Match“ steht hier für Zusammenpassen – war nun mehr oder weniger abgeschlossen. Leider wissen wir wenig zum Schariki-Urheber Jewgeni Alemschin. Offenbar erdachte er noch ein 3D-Kugelspiel Atomic Sky.

Zur Jahrtausendwende saß in San Francisco das winzige Entwicklungsstudio PopCap. Die Gründer waren der gebürtige Kanadier Jason Kapalka und zwei junge Amerikaner, Brian Fiete und John Vechey. Letzterer entdeckte im Internet das Spiel von Jewgeni Alemschin oder eine abgewandelte Version davon. Die drei ersetzten die Farbflächen durch bunte Edelsteine und boten im November 2000 ein Browser-Spiel Diamond Mine an. Microsoft äußerte Interesse an einer Nutzung, verlangte aber aus namensrechtlichen Gründen einen neuen Titel. Aus der Diamantenmine wurde deshalb Bejeweled.

Süßigkeiten aus der Candy Crush Saga (Fotograf unbekannt, Wikipedia Fair Use)

Das Programm verbreitete sich in Windeseile, PopCap wuchs und gedieh, schluckte andere Studios und landete 2011 in den Armen des Spielegiganten Electronic Arts. Es ist aber noch unter dem alten Namen online. Ideen aus Bejeweled fanden den Weg ins Spiel Candy Crush der maltesischen Firma King. Wie man sich denken kann, wurden statt Juwelen Dreierreihen von Süßigkeiten geformt. Aus Candy Crush entstand 2012 die Candy Crush Saga. 2014 ging King an die Börse, 2016 kaufte der kalifornischen Game-Konzern Activision Blizzard das Unternehmen für 5,9 Milliarden Dollar.

Der vorläufig letzte Handel startete im Januar 2022. Damals wurde bekannt, dass Microsoft für 69 Milliarden Dollar Activision Blizzard erwerben möchte. Die Transaktion soll bis Juni 2023 abgeschlossen sein. Die Windows-Mutter schwärmt natürlich nicht nur für Süßigkeiten, sondern auch für Action-Abenteuer wie World of Warcraft, Call of Duty oder StarCraft, die die Kalifornier ebenfalls im Programm haben. Die Übernahme würde Microsoft zum drittgrößten Game-Anbieter der Welt machen und zum größten in Europa und Amerika.

Wer mehr über die Geschichte der Match-Three-Spiele erfahren will, dem empfehlen wir einen Aufsatz von 2007, einen Artikel von 2018 und diese Wikipedia-Seite. Selber spielen kann man hier – wir wünschen viel Vergnügen. Unser liebstes Spiel ist nicht Candy Crush, sondern das entfernt verwandte SameGame des Japaners Kuniaki Moribe aus dem Jahr 1985. Es hat vor allem den Vorteil, dass es schon in endlicher Zeit endet.

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