Intel 8080: Ein Chip der Geschichte schrieb
Geschrieben am 02.04.2024 von HNF
Vor fünfzig Jahren erschien in den USA der Mikroprozessor Intel 8080; entwickelt hatten ihn zwei Mitarbeiter der gleichnamigen Firma, Federico Faggin und Masatoshi Shima. Der Chip arbeitete in der Acht-Bit-Welt und eignete sich für den Einsatz in Kleinrechnern. Ende 1974 wurde der Altair 8800 vorgestellt, der den Intel 8080 verwendete; er löste die Mikrocomputer-Revolution aus.
Im August 1971 reiste Federico Faggin, ein Entwickler des kalifornischen Chip-Herstellers Intel, nach Europa. Er besuchte Elektronik- und Computerfirmen und warb für zwei Produkte, die kurz vor der Veröffentlichung standen. Das waren der Vier-Bit-Prozessor Intel 4004 und der Acht-Bit-Chip Intel 8008. Die Reaktionen der Firmen reichten von Sympathie bis Skepsis; heftige Kritik steckte Faggin bei Nixdorf in Paderborn ein.
Der Entwickler nahm sich aber alle Anmerkungen zu Herzen und verarbeitete sie in seinem nächsten Entwurf. Faggin legte ihn im Frühjahr 1972 der Intel-Spitze vor, im Oktober durfte er mit der Kleinarbeit beginnen. Dabei half ihm der japanische Ingenieur Masatoshi Shima, mit dem er zuvor den Intel 4004 erstellt hatte. Der neue Mikroprozessor enthielt mehr als 4.500 Transistoren und hatte eine Taktrate von zwei Megahertz. Mit 290.000 Operationen in der Sekunde war er zehnmal schneller als der Intel 8008.
Im Februar 1974 referierte Federico Faggin über den noch namenlosen Prozessor auf einer Konferenz in Philadelphia. Im April – den Tag wissen wir nicht – wurde er ausgeliefert. Am 18. April 1974 brachte die Zeitschrift Electronics einen Artikel von Faggin und Shima, der viele technische Details mitteilte. Die Leser erfuhren auch den Namen des Chip: Intel 8080. In einer Anzeige nannte ihn der Hersteller den ersten Allzweck-N-Kanal-Mikrocomputer; das Wort „Mikroprozessor“ war noch nicht weit verbreitet. Der Buchstabe N verwies auf die zu Grunde liegende NMOS-Technik.
Der Intel 8080 saß auf einem Träger mit vierzig Pins und konnte einen Speicher mit maximal 64 Kilobyte adressieren. Der Preis betrug 360 Dollar. Der Chip verkaufte sich blendend; die Entwicklungskosten kamen in fünf Monaten wieder herein. Er ließ sich vielseitig einsetzen. Das sahen auch Bastler und Ingenieure, die kleine Computer schufen. Schon der Vorgänger des 8080, der Intel 8008, regte den Franzosen François Gernelle zur Entwicklung des Micral an. Er war 1973 der erste serienmäßige Computer mit einem Mikroprozessor.
1974 folgten drei Kleinrechner in Nordamerika mit dem Intel 8008. Der Kanadier Mers Kutt brachte den MCM/70 heraus, der ein einzeiliges Display und bis zu zwei Laufwerke für Kompaktkassetten besaß. Als Bausätze kamen der Scelbi-8H aus dem US-Bundesstaat Connecticut und der Mark-8 aus New Jersey ins Haus. Letzterer wurde vom Magazin „Radio-Electronics“ angepriesen. Das veranlasste nun die Zeitschrift „Popular Electronics“ zur Präsentation des Altair 8800. Der kastenförmige Kleincomputer schmückte das Cover des Januar-Hefts 1975, das im Dezember 1974 erhältlich war.
Ausgeliefert wurde er im ersten Halbjahr 1975 mit dem darin steckenden neue Intel 8080. Der Altair startete die Mikrocomputer-Revolution sowie die Karriere von Bill Gates und Paul Allen. Die zwei schrieben in Albuquerque/New Mexico Software für ihn, woraus die Firma Microsoft entstand. Intel-8080-Chips trieben die Acht-Bit-Rechner IMSAI 8080, Sol-20 und Compucolor sowie die späten Micral-Modelle an. Der Erfolg des 8080 zeigte schließlich den Intel-Chefs, dass man nicht nur mit Speicherchips, sondern auch mit Mikroprozessoren Geld verdienen konnte,
Kein Intel 8080 lief im amerikanischen Sphere 1, der im Herbst 1975 vorlag. Der Computer arbeitete mit einem Konkurrenzprodukt, dem Motorola 6800. Das Magazin „Electronics“ stellte den Acht-Bit-Prozessor im April 1974 in der gleichen Nummer vor, die den Aufsatz von Federico Faggin und Masatoshi Shima zum Intel 8080 enthielt. Erhältlich war der 6800 im November; er kostete wie der Intel-Chip 360 Dollar. Die Firma MOS Technology entwickelte aus ihm den Prozessor MOS 6502, der in den ersten Apple-Rechnern, im Commodore PET 2001 und in weiteren Mikro-Klassikern saß.
Faggin verließ Intel im Oktober 1974 und gründete die Firma Zilog. Ihr Z80 wurde ab 1976 zum wohl populärsten Prozessor der Acht-Bit-Ära. Sein alter Arbeitgeber enthüllte in jenem Jahr den Nachfolger des Intel 8080, den 8085. Chip-Geschichte schrieb das Unternehmen wieder 1978 mit dem Intel 8086, der in der Sechzehn-Bit-Welt operierte. Die Variante 8088 war der Prozessor des IBM PC. Hier geht es aber zum Benutzerhandbuch des Intel 8080; unser Eingangsbild (Foto Intel Corporation) zeigt einen Blick in sein Inneres.
Auch sehr spannend, dass die frühen intel Prozessoren auch in deutschen Rechnern eingesetzt wurden. Besonders Kienzle machte davon eifrig gebrauch.
So findet sich in Kienzles Taxameter 1140 der i4004 und 1975 im Abrechnungs- und Datenerfassungscomputer Kienzle 2000 der i8008 (gepaart mit gefädeltem ROM!)
Erst in dessen Nachfolger EFAS 2200 werkelte ab 1976/77 dann der i8080.
1976 wurde mit einem Entwickler (Hr. Guza, Buxtehude) auf Basis 8600 ein Büro Computer gebaut. Marke ICS Edelsfeld mit einem Drucker der Fa. Binder und einen Magnetkontenleser von Binder. Ich war verantwortlich für die Hauptplatine, die ePromplatine und Speicherplatine.
Unterlagen liegen noch im Keller.
ICS hatte ein Vorgänger System auf Basis des 4004, damals Wagner Computer Berlin. Für den 4004 gab es den Namen Mikroprozessor noch nicht. Er hieß „Computer on the Chip“ und hatte einen Fädelspeicher für das Betriebssystem.